Paar monumentale Atlanten aus mainfränkischem marmoriertem Sandstein. Ehemals Teil des Torportals des Hauses „Zu den zwei Bären” in der Töngesgasse 40 in Frankfurt. Das Portal wurde 1896 abgebrochen, nachdem der gesamte Gebäudekomplex ab 1874 langsam abgetragen wurde. Eine anschauliche Beschreibung dieses Prozesses ist in dem Manuskript des Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893, Landschaftsmaler und Frankfurter Bildchronist, siehe „Sammlung Frankfurter Ansichten“) zu finden, welcher ab 1853 bereits das Portal beschrieb: „4. Mai 1853: Ein stattliches Haus, über dessen Eingangsthor, reich mit Steinhauerarbeit umgeben, zwei Bären von sehr guter Arbeit sich befinden, welche den Namen des Hauses versinnbildlichen.” (Siehe: Fotografie von ca. 1896).

Der Stadtteil rund um die Töngesgasse erlitt 1719 beim großen Christenbrand schweren Schaden: „Zwischen Liebfrauenberg und Fahrgasse, sowie zwischen Schnur- und Töngesgasse brannten binnen 15 Stunden 400 Häuser nieder, wodurch ein auf 800,000 fl. geschätzter Schaden entstand.”. Weiter: „Der von dem Schaden betroffene Stadttheil musste durchgehends von Grund aus neu aufgebaut werden […]. Die damals entstandenen Bauten sind schmucklos und in nüchternstem Stil gehalten. Nur einzelne Häuser in der Töngesgasse (wie der Engelthaler Hof), namentlich aber eine grössere Anzahl in der Schnurgasse zeigen eine reichere Ausbildung in Zopfformen, theilweise mit recht hübschen Details und Gitterwerken.”

Gesichert tätig an den Bauarbeiten des wiederentstehenden Viertels waren zwei Bildhauer, einmal Johann Georg Schön (1680-1740) und Cornelius Andreas Donett (auch Donnet, 1682 - 1748). Ersterer wird bei Schmidt als ein Künstler beschrieben, der es „verdient“ hätte, an mehr „als nur angedachten zwey Gebäuden zu sehen“ zu sein. Hierbei handelte es sich um das Eckhaus der Schnur- und Kornblumen-Gasse und ein geharnischter Mann am Eckhaus der Fahr- und Tönges-Gasse.

Somit rückt vor allem Donett in den engeren Betrachtungskreis: „Bis zum Jahre 1748 war hier der Bildhauer Donnet thätig, von welchem die Arbeiten am „König von England” und die Statue Karls VII. am „Römischen Kaiser” herrühren.” Die Arbeiten am König von England bestehen unter anderem aus zwei Atlanten nebst der Toreinfahrt, welche stilistisch mit den vorliegenden Atlanten aus dem Haus „Zu den zwei Bären“ verglichen werden können. Weitere Arbeiten Donetts an der neu geschaffenen Skulpturen- und Spolienwand des Historischen Museums Frankfurts lassen ebenfalls einen Vergleich zu, insbesondere die Statue der Minerva und des Pluto. Allen gemein ist die gewisse „Rubenshaftigkeit“ für die Donett schon 1790 bei Schmidt lobend erwähnt worden ist. Er schreibt weiterhin: „Donett mit Beyfall beehrt, und der einzige unter vielen, gab Frankfurt dadurch zum Andenken ein Bild, dessen Original man hier so vieles gute allgemein schuldig ist.“

Rechter Atlant: 132 x 68 x 52 cm
Linker Atlant: 130 x 85 x 52 cm

Provenienz: Privatsammlung Frankfurt

Lit.:

Franz Rittweger: Das alte Frankfurt am Main, Petersberg 2019, S. 61. und S. 89.

Architekten und Ingenieur Verein (Hg.): Frankfurt und seine Bauten, Frankfurt 1886, S. 84-86.

H.A. Schmidt (1733-1799): Artistisches Magazin: Enthaltend Das Leben und die Verzeichnisse der Werke hiesiger und anderer Künstler: Nebst Einem Anhang von allem Was in öffentlichen und Privat-Gebäuden der Stadt Frankfurt Merkwürdiges von Kunst-Sachen, Naturalien-Sammlungen, Bibliotheken und Münz-Cabineten zu sehen ist […]. o.O. 1790, S. 309-311 und S. 320-322.

 Onlineauftritt des Historischen Museum Frankfurt - die Skulpturengalerie am Museumsplatz (URL:https://historisches-museum-frankfurt.de/architektur/skulpturengalerie).[Stand: 01.10.2024]

Reiffenstein Manuskript Sammlung (URL: https://reiffenstein-sammlung-frankfurt.de [Stand: 01.10.2024]